Im Projektsemester 2014 beschäftigten sich 40 Studierende mit Texten der Sturm und Drang-Periode, um sie – in der Clubatmosphäre des Kulturzentrum FAUST – szenisch zu aktualisieren und in einer gemeinsamen Aufführung zu verbinden (u.a. Goethes „Die Leiden des jungen Werthers”; Schillers „Die Räuber”; Lenz' „Der Hofmeister”). Sturm und Drang – das bedeutet bis heute: Aufbruchstimmung, Feier des Genies, tatkräftiges, selbständiges Handeln. Es ging in dem Projekt also nicht allein um die theatrale Vermittlung kanonischer Texte, sondern immer auch darum, eigene Alltagserfahrungen und Erlebnisbereiche zum Gegenstand einer künstlerischen Auseinandersetzung zu machen.
Ausgehend von Recherche- und Erlebnisaufgaben entwickelte Teilgruppe 1 gemeinsam eine Szenenfolge, die den „Werther” und biografisches Erzählen kombinierte. Dabei faszinierte insbesondere, wie vehement Goethes Text für das Recht auf radikal subjektives Empfinden, Wünschen, Träumen eintritt. (Leitung: Cindy Bahnemann, Philipp Radau).
Projektgruppe 2, die sich mit Friedrich Schillers Drama „Die Räuber” auseinandersetzte, konzentrierte sich auf das Motiv des ungehemmten Freiheitsdrangs der Räuberbande sowie auf jenes explosive Gemisch aus Idealismus und Mordlust, das Schillers Figuren antreibt. Dabei galt es zu klären, gegen wen oder was es heute lohnt, aufzubegehren, wann es notwendig wird, Normen zu übertreten oder Grenzen zu sprengen. Die daraus entstehenden Kräfte und die Gruppendynamik standen im Fokus der choreografisch und performativ orientierten Theaterarbeit. (Leitung: Julia Bonn, Martin Plietz)
Spielgruppe 3 schließlich verhandelte mit Formen des Objekt- bzw. Puppentheaters ein weiteres zentrales Thema des Sturm und Drang: den Konflikt mit Autoritäten und gesellschaftlichen Zwängen. Ausgehend von J.M.R. Lenz' „Hofmeister” fragte diese Projektgruppe somit nach Vor- und Nachteilen der Menschenbildung. (Leitung: Gianna Nottbeck, Doreen Viergutz)