Bei dem Projekt „TheaterMANIFESTival” standen die Forderungen, Visionen und Ideen wegweisender Praktiker und Theoretiker des Theaters auf dem Programm. Deren Reflexionen galt es – in drei Spielgruppen – szenisch zu entdecken und zu vermitteln, aber auch kritisch oder ironisch zu beleuchten. Forschungsgegenstand der ersten Spielgruppe war die Theaterutopie Antonin Artauds – und damit die (verzweifelte) Suche nach den mythischen Ursprüngen der Existenz und einer im Körper verankerten Wahrheit jenseits aller kulturellen Codes und Verabredungen. Artauds visionäre Forderungen, die sich freilich kaum einfach 'umsetzen' lassen, wurden dabei zum Anlass für die radikale Erkundung einer körper- und bewegungsorientierten Theatersprache (Leitung: Maren Konn, Ann-Uta Irmer).
Die zweite Spielgruppe beschäftigte sich anhand von Brechts Messingkauf-Dialogen mit dem „Theater eines wissenschaftlichen Zeitalter”, in dem die „vierte Wand“ niedergerissen, die „Einfühlung“ des Schauspielers hinterfragt und der „Verfremdungseffekt“ eingeführt wird. Dabei ging es darum, die vermeintlich 'trockene' Theaterprogrammatik Brechts in einer Art Selbstversuch heutig und neu zu denken (Leitung: Thomas Lang).
Die dritte Spielgruppe schließlich wagte einen Blick nach vorne, ins Ungewisse. Im öffentlichen Raum vor der Uni-Mensa entwickelte sie, in Anlehnung an ein zeitgenössisches Theatermanifest von Hannes Becker und Wolfram Lotz, Thesen und Prognosen für ein Theater der Zukunft (Leitung: Carmen Grünwald-Waack).
Pressestimmen
Tanz die Theater-Manifeste!
Darstellendes Spiel-Studenten zeigen neues Stück in der und um die Mensa
Es geht schließlich um eine neue Offenheit und damit nach draußen zum Entwurf eines Theaters der Zukunft. Sinnlich, witzig, hinterfotzig ist das und sprengt Grenzen. Bemerkenswert am „Theatermanifestival” ist denn auch nicht, dass es von Menschen gemacht wird, die außerordentlich gut spielen, aber eben keine Schauspiel studieren, sondern Lehrer werden wollen. Bemerkenswert ist das Ergebnis: bedingungslos intelligentes, unterhaltsames Theater.
Stefan Gohlisch, Neue Presse