Schneewittchen fällt einem Jäger zum Opfer, Dornröschen erstarrt angesichts eines göttlichen Prinzen. Rachsüchtige Schriftstellerinnen opfern einen Widder und erklimmen eine unsichtbare Wand. Elfriede Jelineks „Prinzessinnendramen” sind bevölkert von untoten Märchengestalten und gespenstischen Kunstfiguren – weibliche Ikonen, die angesichts des Todes nichts besitzen außer einer überbordenden, maßlosen Sprache voller Anspielungen und bissiger Kommentare.
Das Theaterprojekt „In Jelineks Kopf” zielte darauf ab, mit Theatertexten der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek bekannt zu machen. In einem begleitenden Theorieseminar wurden wichtige Inszenierungen ihrer Stücke, aber auch ihr Image als umstrittene Figur des Kulturbetriebs behandelt. Zwei Spielgruppen beschäftigten sich theaterpraktisch mit je einem Zwischenspiel aus Jelineks fünfteiligem Zyklus Prinzessinnendramen. So konnten die Spielerinnen und Spieler – ebenso wie später das Publikum – Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Texte und ihrer szenischen Realisierung entdecken (Leitung: Günter Kömmet und Carmen Waack).
Das Jelinek-Projekt diente zugleich als Beispiel für den Umgang mit zeitgenössischen Theatertexten, in denen Texte auf andere Texte antworten, an medial vermittelte Bilder erinnern und aktuelle gesellschaftspolitische Themen und Konflikte aufgreifen.